Ist die Darstellung der Schutten im Sehusa-Programm Fantasie?
Nein! Sie gründen auf einer sehr bodenständigen, historischen Tatsache: auf die Stadtwerdung Seesens.
Seesen hatte bereits im 11. Jahrhundert eine Burg, in deren Schutz sich einige Bauernhöfe befanden. Sie mussten insbesondere für die Verpflegung der Burg arbeiten. Erst am 25. Juli 1428 verlieh Herzog Otto von Göttingen-Braunschweig - genannt der Einäugige - Seesen die Stadtrechte. Damit entstand die Pflicht, Wälle, Gräben und Türme zur Selbstverteidigung der Stadt zu errichten. Die wehrpflichtigen Männer Sehusens mussten nun regelmäßig ihre
Kampfkraft üben. Dies war die Geburtsstunde der Schuttengilde, deren Tradition in direkter Nachfolge die heutige Schützengesellschaft Seesen von 1428 wahrnimmt.
Die Schutten waren als Landarbeiter arme Leute, sie hatten einfache Kleider und Waffen. Pfeil und Bogen, Saufeder, Dreschflegel, Sensen und Heugabeln waren ihre Waffen. Später kamen dann Armbrust und Muskete dazu. Einmal im Jahr wurde im Rahmen eines Volksfests und Jahrmarkts durch das Schießen auf einen hölzernen Vogel der Bestmann ermittelt.
In der Folgezeit mussten die Schutten oftmals mit den Gandersheimer und Bockenemer Schutten von den Schleweckern die säumige Bede (Zehntabgabe ) gewaltsam einholen. Dies war nicht nur eine gefährliche Aufgabe, sondern auch eine willkommene Abwechslung. Fiel doch sicherlich so manches für den Einzelnen dabei ab.
Leider mussten sie in den späteren Jahrhunderten für ihren Landesherrn mit Schutten der anderen Braunschweiger Städte in der weiteren Umgebung in Kleinkriegen kämpfen. Sie stellten sich aber auch 1830 als Bürgerwehr erfolgreich mit den anderen Städten des Braunschweiger Herzogtum gegen die Verfolgung und Unterdrückung durch die Restaurationspolitik des Fürsten Metternich.
Auf dem Gelände vor der Stadtmauer wird zum Sehusafest das Schießen mit Pfeil und Bogen auf den hölzernen Vogel unter der strengen Aufsicht des Amtmannes geübt. Herzog Otto schaut gemeinsam mit seinem Hofstaat zu, belobigt anschließend den Bestmann und befreit ihn für ein Jahr von allen Abgaben. Da die Schutten für die Sicherheit der Bevölkerung zuständig sind, fangen sie anschließend eine Bärenfamilie im Bärental.
Auf der Festwiese vor dem Jagdschloss wird gezeigt, wie man die
zahlungsmüden Schlewecker zur Raison bringt. Dieses geschieht mit Pfeil und Bogen, einem Rammbock, einem Belagerungsturm sowie einer gewaltigen Steinschleuder ( Trebuchet ). Die von den Schutten eingetriebenen Naturalien werden anschließend - zum Teil - dem Herzog übergeben. Er belohnt sie dafür mit einem Festmahl auf
der Burg an der Herzogtafel. Der Ordnung halber muss angemerkt werden, dass die Steinschleuder (Trebuchet ) nie in Seesen eingesetzt wurde. Sie diente im Jahr 1147 bei der Belagerung Lissabons. Heute ist ihr Nachbau, der aus einer einfachen
Federzeichnung nachempfunden wurde, die einzige historische
Steinschleuder jener Zeit in diesem Bereich.
Kontakt: Seesener Schutten
Eckhard Pfeil